Vergangenen Freitag durfte ich an einer Führung auf dem Lagarde-Campus teilnehmen.
Mein erster Eindruck beim Betreten des Areals: Oh Gott, ein zweiter Maxplatz!
Dabei hört man doch ständig, die Stadt soll grüner werden – und dann so etwas: die nächste Plattenwüste.
Warum das so ist, sollte ich später erfahren.
Über den Platz der Menschenrechte, mitten im Lagarde-Gelände ging es weiter zur Energiezentrale der Stadtwerke.
Im neuen Stadtteil wird ausschließlich über verbaute Wärmetauscher und Fernwärme der Stadtwerke geheizt. Investoren mussten sich verpflichten, ihre Objekte technisch an Fernwärme und Geothermie anzuschließen. Für Eigentümer und Mieter bedeutet das: vollständige Abhängigkeit von einem einzigen Versorger. Ein Wechsel des Energieträgers oder Anbieters ist nicht möglich.
Auch wenn es für die Stadtwerke ein Prestigeprojekt sein mag – für mich stellen sich folgende Fragen:
- Hätte man dieses Projekt auch ohne die Förderungen von fast 40 % überhaupt umgesetzt?
- Was bleibt unterm Strich für den Endverbraucher? Denn günstiger ist diese Versorgung nicht – die Investitionskosten des Systems sind im Vergleich zu alternativen Heizmethoden immens. Und erst kürzlich war im Fränkischen Tag von den hohen Kosten der Fernwärme zu lesen.
(https://www.fraenkischertag.de/lokales/bamberg/wohnen-bauen/nach-heizungswechsel-bamberger-von-hohen-kosten-ueberrascht-art-466251)
Auf dem Gelände wurden 32.000 m² oberflächennahe Geothermie verbaut – 60 % unter den Gebäuden und 40 % in Freiflächen. Genau hier zeigt sich das Dilemma: Der zentrale Platz des Areals kann nicht begrünt werden, weil tiefwurzelnde Pflanzen mit der Zeit die Geothermie-Leitungen beschädigen würden. Das Ergebnis ist eine dauerhaft versiegelte, graue Fläche, die unweigerlich an einen zweiten Maxplatz erinnert.
Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie störanfällig und praxistauglich diese vollautomatisierte Technik im Alltag tatsächlich ist. Man stelle sich vor: Die Server oder die Steuerungssoftware fallen aus – steht dann ein ganzer Stadtteil ohne Heizung da?
Und eine weitere Fragen:
Wo bleibt der Naturschutz, wenn wertvolle Flächen auf diese Weise zugepflastert und nicht begrünt werden? Ersatzweise hat man dann Dächer und die Fassaden der neuen Parkhäuser begrünt. Es ist zu befürchten, dass es hier langfristig zu erhöhten Pflege- und Instandhaltungskosten führt, die am Ende vom Mieter zu tragen sind.
Und zusätzlich: Was bedeutet es für die Umwelt, wenn bei Geothermie unter Wohnbebauung im Sommer zwingend Wärme zurückgeführt werden muss, um eine Auskühlung des Bodens zu verhindern?
Ich bin zwar kein Ingenieur, aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Diese Art der Wärmeversorgung ist in vielerlei Hinsicht auch nicht das Gelbe vom Ei.






